Worte von Zappa

Liebe Abiturienten,
mit der Aushändigung der Abiturzeugnisse trennen sich unsere Wege, die wir drei Jahre lang gemeinsam gegangen sind.

Der Beginn der JgSt . 11 verlief anders als bisher:

während in den vorangegangenen Jahren etwa 110 Schülerinnen und Schüler in die JgSt. eingetreten waren, wart Ihr – nach starkem „Aderlaß“ in den Klassen 9 und 10 – nur 74, die sich mehr oder weniger optimistisch auf den Marsch durch die Oberstufe machten.

Der zu erwartende Nachteil einer kleinen JgSt, eine geringe Zah1 von Leistungskursen und damit stark eingeschränkte Wahlmöglichkeiten, trat zum“ G1ück nicht ein; aufgrund eines zur Zeit, vorhandenen Überschusses an Lehrstellen war es möglich, eine weit über die Messzahl hinausgehende Anzahl von Leistungskursen einzurichten. Die Folge waren – bis auf zwei – Ausnahmen – kleine Leistungskurse von ca. 15 Schülern, so das von daher gute Lernvoraussetzungen gegeben waren. Vielleicht liegt darin eine Ursache, dass im Laufe der Jahre Zugänge und Abgänge sich die Waage hielten.

Nachdem alle Schüler der JgSt 13.2 die Zulassung zur Abiturprüfung geschafft haben, hoffe ich nun, dass auch alle die Prüfung bestehen werden.

Es ist für mich als JgSt. – Leiter schwierig, etwas Persönliches und für alle Zutreffendes zu sagen. denn im Gegensatz zu einem Klassenlehrer, der mit seiner gesamten Klasse wöchentlich mehrfach Kontakt hat, ist es für einen, JgSt.-Leiter fast unmöglich, zu jedem Schüler eine persönliche Beziehung zu entwickeln, da er nur einige vom Unterricht her kennt und manche, die nie schulische Probleme haben, nur selten sieht. Trotzdem habe ich mich natürlich mit „meiner“ Jahrgangsstufe identifiziert; ich fühlte mich persönlich angesprochen sowohl bei negativen als auch bei positiven Bemerkungen zu einzelnen Kursen oder Schülern. Wenn ich unser Verhältnis zueinander rückblickend betrachte, möchte ich es aus meiner Sicht a1s offen und entkrampft bezeichnen.

Wenn Probleme auftraten, so habt Ihr klar und bestimmt Eure Meinung vertreten. Meinungsunterschiede wurden sachlich und fair diskutiert. Natürlich bleibt es nicht, aus, dass bei einer so großen Gruppe von Menschen unterschiedlichster Art, die einem einheitlichen System unterworfen sind, gelegentlich auch Ärger gibt – auf beiden Seiten; jedoch habt Ihr mir im Laufe der drei Jahre nie ernsthafte Schwierigkeiten bereitet, so dass für mich nichts an negativen Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit zurückbleibt. Weiter habe ich als positiv empfunden, dass viele von Euch zu mir gekommen sind, wenn Schwierigkeiten auftraten von denen wir die meisten ohne großen Aufhebens gemeinsam beseitigen konnten.

Ebenso wie für Euch die Studienfahrten sicherlich zu den Höhepunkten innerhalb der Oberstufe gehörten, war es für mich auch die Italienfahrt. Neben der herrlichen Landschaft hat mich vor allem die freundliche, kameradschaftliche Art beeindruckt, mit der Ihr uns Lehrer in die Gemeinschaft einbezogen habt; dabei denke ich vor allem an die gemütliche Atmosphäre am Swimmingpool und abends unter den Orangenbäumen, aber auch an die gemeinsam bewältigten Strapazen auf Capri mit unseren „genialen Abkürzungen“.

Die bedrückendste Erfahrung ist für mich, wie viele von Euch unter dem Mangel an Ausbildungsplätzen zu leiden haben; noch kurz vor Beginn der Abiturprüfungen war ein großer Teil ohne den gewünschten Lehrvertrag, einige hatten bis zu 30 erfolglose Bewerbungen geschrieben. Aus persönlichen Gesprächen weiß ich, dass einige durch diese Ungewissheit stark belastet waren, so dass sie mit diesem zusätzlichen psychischen Druck in die Prüfungen gehen mussten.

Als junge Menschen werdet Ihr jetzt nach dem Ende der Schulzeit den Blick vorwärts richten und wahrscheinlich froh sein, die Schule mit all ihren Zwängen hinter Euch zu lassen, um einen neuen Lebensabschnitt in vermeintlich größerer Freiheit. zu beginnen. Ein Abschied von Menschen, mit denen man lange zusammen war, hat aber auch etwas mit Verlust zu tun, so empfinde ich es jedenfalls. Denn einige von Euch kenne ich bereits seit neun Jahren, einige sind mir bei fünfjährigem gemeinsamen Unterricht besonders vertraut geworden.

Als Jahrgangstufenleiter und als Lehrer in zwei Kursen habe ich gerne mit Euch zusammengearbeitet. Ich wünsche Euch alles Gute und vor allem, dass sich Eure beruflichen und privaten Hoffnungen in einer friedlichen Zukunft erfüllen.