Unsere Schule

aus Sicht einer Schülerin

Besonders ansprechend fanden wir ihn noch nie,den kompakten, schiimmelgrauen Klotz aus pflegeleichtem Stahlbeton, der ungefähr so gut in die Landschaft integriert wurde, als hätte ihn irgendjemand versehentlich dort fallengelaßen.

„Schulzentrum Werreanger“ wurde er getauft, andere Versuche, ihm einen Namen zu geben, schlugen stets fehl. Geplant war er für Haupt-, Realschule und Gymnasium,doch schon bald stellte sich heraus, daß die Räumlichkeiten viel zu knapp kalkuliert worden waren – Fazit: die Realschule zog aus. Doch auch für zwei Schulen ist der GebäudeKOMPLEX (den wohl auch die meisten Schüler haben) zu klein. Irgendwann hat nahezu jeder Schüler einmal Erfahrungen als „Wanderklasse“ gesammelt. Das bedeutet ein stündliches Umziehen von einem Klassenraum in einen anderen, in dem gerade kein Unterricht ist. Da bleibt keine Pause, keine Zeit ‚mal schnell Hausaufgaben abzuschreiben.

Aber nicht nur die Quatität, auch die Qualität macht’s. Groß und hell sind die Räume- zu größten Teil jedenfalls und das ist auch schon das einzige, was man als positiv bemerken kann. Die Helligkeit beruht auf riesigen Fensterflächen und kalkweißen Wänden- Aktionen zur Verschönerung (Wandmalerei) ‚wurden nur sehr zaghaft genehmigt und in Angriff genommen. Wirft man einen Blick aus dem Fenster, so bietet sich dem Betrachter eine wundervolle Aussicht auf bereits erwähnten Stahlbeton (ein stück Himmel gibt es auch). Die Fenster sind sowieso ein Kapitel für sich. Manche kann man sogar öffnen, ein paar verfügen über Reste von Fensterkitt, manche der dekorativen Plastikvorhänge sind sogar noch funktionsfähig. Isolierung war wohl auch ein Fremdwort für die Erbauer des Prachtstücks. Das macht sich allerdings erst im Winter bemerkbar, wenn es Räume gibt, in denen bei einer Spitzentemperatur von 13 C unterrichtet werden muß. Wenn es regnet, wird es komfortabel, denn dann gibt es fließendes Wasser von Wänden und Decken.

Schüler lieben diese Schule nicht. Das zeigt sich auch in dem tobenden Vandalismus. Der Kampf gegen die Materie: wer geht hier eher kaputt- du oder ich? Das chronische Desinteresse an Schule und allem was damit zusammenhängt, ist am Schulzentrum besonders augenfällig. SV-Arbeit hat hier noch nie funktioniert und Schülereitungen schlafen mit schöner Regelmäßigkeit ein. Jetzt kann man natürlich die Henne-Ei-Frage stellen: Haben die Schüler mangels Interesse versäumt, aus der Schule etwas zu machen oder hat die Schule von vornherein Deinteresse erzeugt? Bei mir – und ich kann ja nur von mir persönlich ausgehen – war es letzterer Grund. Schule besteht aber nicht nur aus Gebäude und Schülern. Da war doch noch was… – richtig: die Lehrer. Gute Lehrer, das sind solche, die in erster Linie Menschen sind und begriffen haben, daß Schüler meist ganz andere Interessen haben als gerade ihr Fach. Doch die meisten Lehrer halten ihr Fach für das absolut wichtigste – alles andere wird als „Laberfach“ abgetan. Diese euphorische Begeisterung spiegelt sich dann in etwas zeitaufwendigen Hausaufgaben wieder – nach dem Motto: das Fach, das ich unterichte, ist so interssant, daß sich die lieben Kleinen sicherlich gerne noch den ganzer! Nachmittag damit beschäftigen (schließlich mußten sich die armen Lehrer im Studium noch viel länger mit dem Schei8 rumquälen). Sadismus?

Gute Lehrer erkennt man daran, daß sie selten lange an dieser Schule bleiben. Entweder sie ergreifen nach kurzer Zeit die Flucht oder sie „werden gegangen“. Schade, denn die Schüler müssen darunter leiden.
Wenn ich so krampfhaft nach positiven Aspekten des Gymnasiums Lage suche, dann fallen mir die Projektwochen ein (Ferien mal ausgeklammert). Sogar die übelsten Gestalten unter den Lehrern sind auf einmal ganz menschlich. Warum sie nach Beendigung der Projekte dann ziemlich schnell wieder die gewohnte Autorität rauskehren, weiß ich nicht. Regelrecht lächerlich muten mir diejenigen Lehrer an, die in der Projektwoche den Schülern das „du“ anbieten und sich nach Ablauf der Frist wieder siezen lassen. Da wirkt der freudschaftliche Touch im Nachhinein total unglaubwürdig. Doch genug gelästert. Es wäre allen Schülern und Lehrern zu wünschen, daß in diese Schule bald einmal frischer Wind kommt, damit sie nicht im Mief erstickt.
Mel. H..